JWST-Premiere am perfekten Ort

Über 1000 Stunden Arbeit hat das Swiss Space Museum mit einem Team von Freiwilligen investiert und nach etwas mehr als einem Jahr ein Grossmodell des James Webb Space Telescope (JWST) im Massstab 1:4 fertiggestellt. Beim Bau stellten sich ähnliche Herausforderungen, wie sie die Konstrukteure des echten Weltraumteleskops erlebt haben. Am 12. März konnte das Modell zum ersten Mal öffentlich bestaunt werden.

Am 12. März 2023 konnte das JWST-Modell zum ersten Mal öffentlich besichtigt werden.
(Bild: SSM)

Nach einer intensiven Abschlussphase im Frühjahr 2023 war es am 12. März soweit: das Swiss Space Museum stellte das Modell zum ersten Mal an der ETH Zürich dem breiten Publikum vor. Ein schöner Zufall, wie Guido Schwarz bestätigt. «An der ETH Zürich ist eines der Instrumente des James Webb Space Telescope – das Mid-Infrared Instrument MIRI – mitentwickelt worden», so Schwarz. «Daher ist es für die Premiere der perfekte Ort.» Und nicht nur das. Das SSM-Team staunte nicht schlecht, als sie die Halle des ETH-Gebäudes betraten: Sowohl die Decken-Elemente als auch die Bodenplatten wiesen die typische hexagonale Form auf, welche auch die Spiegel-Elemente des JWST haben.

Sowohl das Publikum als auch die Sponsoren zeigten sich begeistert über die Grösse und die akurate Bauweise des Modells. «Endlich erhalte ich einen Eindruck des Teleskops», meinte ein erfreuter Besucher. «Das Modell sieht wirklich fantastisch aus.

Rund ein Jahr Bauzeit, über 1000 Arbeitsstunden

Glückliche Gesichter bei den Sponsoren (von links): Sascha Quanz und Adrian Glauser, ETH Zürich, Ronny Schreiter, Bossard AG, und Yann Alibert, NFS PlanetS.

Dass es mehr als ein Jahr dauern und über 1000 Arbeitsstunden investiert würden, war den Machern des Modells nicht von Anfang an bewusst. «Hätten wir das bereits zu Beginn gewusst, dann weiss ich nicht, ob wir uns dieses Projekt aufgeladen hätten», meint Guido Schwarz schmunzelnd. Doch für den Direktor des Swiss Space Museums war bereits vor dem Start des echten Teleskops im Dezember 2021 klar, ein Modell des JWST zu bauen. «Wir wussten auch gleich, dass es ein grosses Modell werden sollte», sagt Schwarz. Konkret: im Massstab 1:4, also mehr als 5 Meter lang und 3 Meter hoch.

Für die Konstruktion des Teleskops konnte das Swiss Space Museum Marc Erismann gewinnen. Der Profi-Konstrukteur arbeitete in der Vergangenheit selber am Bau von Raumsonden mit. Doch selbst der erfahrene Konstrukteur musste sich von Beginn an grösseren Herausforderungen stellen. «Die Grundformen des Teleskops sehen auf den ersten Blick simpel aus. Allerdings sind sie dies keineswegs», sagt Erismann. «Es gibt kaum 90°-Winkel. Auch der Unterbau des Hauptspiegels ist sehr komplex.»

Verschiedene Herausforderungen

Am Projekt mitgewirkt haben mehr als 15 Freiwillige. Rechts im Bild ist Marc Erismann zu sehen, der die Konstruktion des Modells verantwortete. (Bild: SSM)

Bereits im Verlauf der Planungsphase hatte das Team Hürden zu meistern. Zu Beginn standen etwa Lieferketten-Schwierigkeiten im Raum; verschiedenes Material, das zum Bau benötigt wurde, war kaum aufzutreiben.

Doch auch die Konstruktion des Sonnenschutzes – einer komplexen Anordnung von fünf Folienschichten – stellte das Team auf die Probe. «Wir waren überrascht, wie zeitintensiv die Fertigung der Folien war», erinnert sich Guido Schwarz. Wer die Arbeiten lediglich auf den Bildern verfolgte, welche das Team Woche für Woche in der Flickr-Galerie postete, hatte den Eindruck, dass die Arbeiten kaum vorwärts gehen. «Das war in der Tat frustrierend.» Zudem gestaltete sich die Verarbeitung der Materialien – die Folien stammten aus dem Lebensmittelbereich und die hochfesten Leinen aus der Gleitschirmtechnik – als extrem komplex.

Grosses Lob von James-Webb-Ingenieur

Der Kommentar des JWST-Ingenieur auf Facebook. (Bild: Screenshot)

Nicht nur die Sponsoren und das Publikum zeigten sich vom Modell begeistert. Auch Jeff Cheezum, der Designer des echten JWST-Sonnenschutzes, wurde auf die Leistung des Swiss Space Museums aufmerksam. In einem Facebook-Post zur Fertigstellung des Modells meldete er sich begeistert mit dem Kommentar: «Sieht aus, als wäre eine Menge harter Arbeit in dieses Modell geflossen, es sieht wunderbar aus! Wenn ich jemals die Chance bekomme, in die Schweiz zu kommen, würde ich mir das gerne ansehen.»

Nur möglich dank Sponsoren und Freiwilligen

Das Projekt wäre nicht möglich ohne grosszügige Beiträge verschiedener Organisationen und Firmen. Das Swiss Space Museum erhielt finanzielle Beiträge von ETH Zürich, NFS PlanetS, Item AG und Bossard AG. Ausserdem haben zwei weitere Firmen mit Sachleistungen beigetragen; die Firma Gilgen Logistics AG stellte dem Swiss Space Museum einen Teil einer Werkhalle sowie die Werkzeuginfrastruktur zur Verfügung, die Firma Wipf AG hat dem Team eine Rolle mit Folie überlassen, die für die Konstruktion des Sonnenschutzes genutzt werden konnte.

Das Freiwilligenteam des Projekts JWST-Modell setzte sich zusammen aus Miki Adderley, Maxime Aklin, Alan Antille, Philippe Arn, Oliver Bichsel, Jan Bichsel, Elias Bichsel, Lukas Buser, Yunpei Deng, Xiyuan Deng, Edwin Divall, Johanna Divall, Marc Erismann, Anamarija Kenda Zivkovic, Esperanza Meier, Martina Nasca, Guido Schwarz, Nadja Stirnimann, Veronica Tommasini.

Ein Teil des Teams, das rund ein Jahr am JWST-Modell gearbeitet hat. (Bild: SSM)
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