Volles Haus an den SSM-Lagerführungen

Der Eingang ist unscheinbar. Seitwärts an eine Gewerbegebäude in Regensdorf führt die Treppe ins Untergeschoss. Wer eintritt, begegnet als erstes einem Astronauten. Und von irgendwo her ertönt spacige Musik, welche die Spannung steigen lässt.

Hier werden die Besucherinnen und Besucher von Guido Schwarz, dem Gründer des Swiss Space Museums begrüsst mit den Worten: «Wir haben zwar kein Museum, dafür viele aussergewöhnliche Artefakte zu Raumfahrt und Weltraumforschung.»

Hinter dem Museumsdirektor sind mehrere geflogene Teile einer Sojus-Rakete. Guido Schwarz zeigt eine Türe, durch welche die Astronauten und Kosmonauten ihre Kapsel besteigen konnten. Ausserdem präsentiert er Heckflossen, die zum Erstaunen aller aus Sperrholz gefertigt worden sind. Schliesslich ist da noch ein Raketenteil, an dem ein kleines Triebwerk zu sehen ist.

*****

Doch das ist erst ein Vorgeschmack. Guido Schwarz öffnet die Türe zum eingentlichen Lagerraum, der sich als wahre Schatzkammer entpuppt. Hier reihen sich historische Artefakte neben moderne Raketen-Modelle und Raumanzug-Repliken. In einer Vitrine sind einige rostige Objekte auszumachen. «Das sind Teile, die zu einer V2-Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg gehörten», erklärt Schwarz. «Diese Raketen waren todbringende Waffen. Gleichzeitig war die V2 aber die allererste Rakete in der Raumfahrtgeschichte, die Weltraumhöhe erreicht hat.» Gleich nebenan sind Objekte zur Space-Shuttle-Ära der NASA zu sehen; eine Rettungsveste, eine Checkliste und ein Schlafsack sowie zwei Modelle.

Auch in diesem Lagerraum befinden sich Teile von Sojus-Raketen, einige davon sind gar angesengt von den Triebwerken oder von der Reibungshitze bei deren Fall in die kasachische Steppe.

*****

Dann leitet Guido Schwarz – sozusagen mit einem Zeitsprung zurück in die 1960er Jahre – über zu den Mondmissionen von Apollo und zeigt unter anderem eine Konsole aus Mission Control in Houston. Gleich daneben lagert der Teil eines Apollo-Computers. «Der Speicherplatz solcher Module ist äusserst gering und im Vergleich zu einem Smartphone lächerlich klein», sagt Schwarz. «Trotzdem schafften es die Astronauten zum Mond und zurück und schrieben Geschichte. Und was machen wir mit unseren Handys, die ein Vielfaches der Apollo-Computer leisten? Wir machen Selfies und posten sie auf Instagram.»

Dann zeigt Guido Schwarz auf eine Folie, die an einer Stange hängt. «Das ist das einzige nicht amerikanische Experiment, das mit Apollo 11 zum Mond geflogen ist: das Sonnenwindexperiment der Unibversität Bern.» Und nach einer kurzen Pause meint er: «Das ist natürlich eine Nachbildung. Allerdings habe ich heute etwas Tolles dabei.»

Schwarz greift in eine Box und holt ein weinrotes Samtsächlein hervor. Aus diesem zieht er einen durchsichtigen Acrylblock hervor und zeigt es den Besucherinnen und Besuchern. Im Block ist ein kleiner Streifen Folie zu sehen. «Dies ist ein originales Stück der Folie, die Neil Armstrong und Buzz Aldrin mit zum Mond und wieder zur Erde transportiert haben», erklärt Schwarz, während es im Raum andächtig still wird. Ein weiteres Objekt, ein weisser Sack, entpuppt sich als Transportbeutel für Mondgstein. Darauf prangt die Unterschrift von Harrison Schmitt, dem einzigen Wissenschaftler, der je den Mond betreten hat, während der Mission Apollo 17, der letzten Mondlandung.

*****

Doch nicht nur längst vergangene Geschichte ist hier zu sehen. Guido Schwarz zeigt Objekte von Missionen, die ganz aktuell im All unterwegs sind. Wie zum Beispiel von ExoMars, einer russisch-europäischen Sonde, die den Mars umkreist und eine Stereokamera aus Bern trägt. Oder Teile, die aus der Entwicklung zu den Instrumenten der Raumsonde BepiColombo stammen, die derzeit unterwegs zum sonnennächsten Planeten Merkur ist.

*****

Guido Schwarz könnte noch viele Geschichten erzählen und Artefakte dazu zeigen. Doch vor der Tür drängen sich bereits die Besucherinnen und Besucher der nächsten Führung.

Fotos: Manuela Roth

 

 

This entry was posted in Allgemein. Bookmark the permalink.