«Die Grundformen des Teleskops sehen auf den ersten Blick simpel aus, sind sie aber nicht»

Ohne Marc Erismann läuft gar nichts beim Bau des Grossmodells des James Webb Space Telescope. Als Chef-Designer sorgt er mit seinem Fachwissen dafür, dass das Modell professionell konstruiert und zusammengebaut werden kann. Das Swiss Space Museum hat mit ihm über die Herausforderungen des Projekts gesprochen.

Marc, du warst von Anfang an beim Projekt zum Bau eines Grossmodells des James Webb Space Telescope dabei. Was hat dich bewogen, mitzumachen?
Da musste ich nicht lange überlegen. Ich mag die Raumfahrt, konstruiere und baue gerne. Viel mehr braucht es gar nicht.

Dir kommt eine klare Schlüsselrolle zu: Du bist der Chef Designer und Konstrukteur des Modells. Hast du dazu Pläne von der NASA erhalten?
Nicht direkt. Eine technische Zeichnung mit einem massstabsgetreuen Seitenriss des JWST von der NASA habe ich im Internet gefunden. Dieser Seitenriss ist eine der wichtigsten Grundlagen für die Konstruktion. Für eine akkurate Konstruktion sind Massangaben eine Pflicht, Fotos dienen zur Ergänzung von Details.

Welches sind die grössten Herausforderungen beim Bau des Modells?
Da gab es so einige. Die Grundformen des Teleskops sehen auf den ersten Blick simpel aus, sind sie aber nicht. Herausforderungen bei der Konstruktion waren z.B., dass es kaum 90° Winkel gibt. Auch der Unterbau des Hauptspiegels war recht komplex. Bei der Montage ist die grösste Herausforderung der Sonnenschutz, aber auch die Organisation von Material, Werkzeug und Infrastruktur.

Beim Bau helfen Volunteers des Swiss Space Museums mit. Wie gestaltet sich die Arbeit mit Ihnen?
Die Volunteers sind sehr engagiert und «leidensfähig». In der Montagehalle unter dem Flachdach wird es teilweise sehr heiss. Da fliesst einiges an Schweiss. Natürlich dauern die Arbeiten länger, als mit routinierten Mechanikern. Instruktion zu Arbeitssicherheit, richtige Verwendung von Werkzeugen und vorbereiten von Arbeiten sind zeitintensiv. Die Volunteers haben die Möglichkeit viel zu lernen. Sie tauchen in die Welt des Maschinen- und Anlagenbaus ein. Wie verwende ich einen Messschieber, presse einen Zylinderstift ein, ziehe mit Drehmoment eine Schraube an und sichere diese, etc.

Auf welchen Moment im Projekt freust du dich am meisten?
Ich liebes es, vormontierte Baugruppen an das Teleskop zu montieren und alles passt. Das sind meine persönlichen Highlights. Ganz besonders freue ich mich auf die Hochzeit von Teleskop und Hauptspiegel. Unser JWST hat einen Hebemechanismus für den Hauptspiegel, welcher es ermöglicht den Spiegel für den Transport 1m abzusenken. Ist die Kraft der Gaszugfeder richtig berechnet? Funktioniert der Flaschenzug mit dem Stahlseil? Wie leicht wird sich der knapp 50kg schwere Spiegel heben und senken lassen? Darauf freue ich mich aktuell am meisten.

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